FUTURE NOW
Computational Design
in der Baubranche
Dayana Imanalina ist bei SEQUELLO Expertin für Computational Design. Sie bringt ihr Know-How rund um die Harmonisierung von Materialstämmen ein. Im Interview erfahren wir, warum die Verwendung einheitlicher Datenmodelle hier für die Baubranche so essenziell ist.
Frage: Erzähl uns bitte zunächst etwas über dich. Wie bist du nach Wien und zu SEQUELLO gekommen?
Antwort: Ursprünglich komme ich aus Kasachstan. Ich bin damals nach Wien gekommen, um an der TU Wien Bauingenieurwesen zu studieren. Die Wahl ist auf Wien gefallen, weil die TU international einen guten Ruf genießt, und ich die Kultur der Stadt selbst sehr interessant finde. Zunächst fand ich unterschiedliche Betätigungsfelder interessant. Am Ende war das Interesse für Bauingenieurwesen aber am größten – vielleicht auch, weil ich in meiner Kindheit schon gerne mit Lego gespielt habe (lacht). So bin ich in der Baubranche und nun auch bei SEQUELLO gelandet.
F: Womit hast du dich im Bau vor SEQUELLO beschäftigt?
A: Ich war zum Beispiel bei Schachtbau Kasachstan und habe die Verwendung der Spritzbetontechnologie beim Bau von Schächten untersucht. Konkret habe ich die Auswirkungen unterschiedlicher Zementsorten auf die Festigkeit und Eigenschaften des Spritzbetons analysiert.
F: Den Eigenschaften von Materialien galt auch deine Aufmerksamkeit im Rahmen deiner universitären Arbeit. Worum geht es dabei genau?
A: Meine Arbeit trägt den Titel „Methoden der Implementierung der Steifigkeits- und Festigkeitseigenschaften der Materialien in der integralen Planung.” Sie ist im Kontext meiner Mitarbeit am Forschungsprogramm „Advanced Computational Design“ entstanden.
Das Programm beschäftigt sich damit, wie zentrale Daten zum Beispiel in den Bereichen Architektur, Planung, Design und Virtual Reality verwendet werden können. Ein Teil dieses Projekts umfasst die Entwicklung einer Mixed-Reality-Skizzen-App für den Architekturentwurf. Mit ihr kann man mithilfe von Machine Learning anhand der Planungsdaten ein 3D-Modell erstellen, welches KI-basiert mit den richtigen Materialien befüllt wird. Meine Datenbank stellt genau diese Materialien zur Verfügung.
F: Kannst du uns einen konkreten Einsatzzweck von Computational Design in der Baubranche erklären?
A: In der Praxis wird ein adaptives algorithmisches Modell erstellt, das alle Phasen des Projekts abdeckt. Das Modell ermöglicht es, mehrere Entwurfsalternativen zu erstellen, deren Kosten und Realisierbarkeit zu bewerten und dann in jeder Phase Änderungen am Modell vorzunehmen, ohne das Modell neu zu modellieren oder neu zu zeichnen. Mit ein paar Tastendrücken im parametrischen Modell werden der Entwurf und die Zeichnungen neu berechnet und geändert. Diese Arbeitsweise ermöglicht es, verschiedene Varianten schnell zu visualisieren und zu analysieren, um fundierte Entscheidungen zu treffen und Fehler zu vermeiden.
Außerdem ist es einfach möglich, unterschiedliche Materialien miteinander zu vergleichen. Alle Materialdaten des Modells können für weiterführende Prozesse und in der Ausführung verwendet werden. Wenn man das zu Ende denkt, kann es sein, dass man zukünftig vielleicht sogar die Materialinformationen einzelner Bauteile direkt in einer Plattform wie SEQUELLO weiterverarbeiten kann.
F: Welche Voraussetzungen müssen dafür geschaffen werden?
A: In erster Linie benötigt die Branche eine weitestgehend standardisierte Möglichkeit für den Datenaustausch. Man kann entweder einen einheitlichen Standard etablieren oder die Daten „mappen“. Beim Mapping gibt es einen zentralen Datenstamm, dem gegenüber die unterschiedlichen Datensätze der einzelnen Unternehmen oder Systeme stehen. Der zentrale Datenstamm agiert in dem Fall wie eine Art Simultanübersetzer, und ermöglicht es, dass die zwei fremden Systeme miteinander kommunizieren können. Meine Expertise auf diesem Gebiet werde ich auch bei SEQUELLO einfließen lassen.
F: Vielen Dank für das Interview und den spannenden Einblick in das Thema Computational Design.