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Lösungsansätze für den

Fachkräftemangel in der Baubranche

Aus einer aktuellen Umfrage des Bau- und Immobilienreport, für die 34 Geschäftsführer*innen in der Baubranche befragt wurden, geht hervor, dass der Fachkräftemangel 2023 die größte Herausforderung für sie darstellt. Wir haben uns die Frage gestellt, welche Lösungsansätze es gibt, um den Fachkräftemangel zu entschärfen und dazu Christian Hellerschmied, der sich seit 7 Jahren mit den Themen Innovation und Digitalisierung beschäftigt, interviewt.

 

Frage: Der Fachkräftemangel führt laut einer aktuellen Umfrage des Bau- und Immobilienreport die Liste mit den größten Herausforderungen in der Branche an. Welche Bereiche der Baubranche sind hiervon besonders betroffen, und welche Gründe sind deiner Meinung nach für das Problem verantwortlich?

Christian Hellerschmied (CH): Ein globaler Faktor ist natürlich die demografische Veränderung, die alle Branchen trifft und in den kommenden Jahren erst so wirklich zum Tragen kommen wird. Zudem ist die Baustelle auch nicht der attraktivste Arbeitsplatz, wenn man an flexible Arbeitszeiten, Home-Office oder die körperliche Beanspruchung denkt. Innerhalb der Branche sind mittlerweile nahezu alle Bereiche betroffen. Besonders bemerkbar macht sich der Fachkräftemangel aber beim operativen Personal im Baumanagement und dem gewerblichen Personal. Bei den „Gewerblichen“ benötigen wir einen Fokus auf die Entlastung bei Hilfs- und Nebentätigkeiten, dazu wird auch die Automatisierung ihren Teil beitragen, um mit weniger Personal das Auslangen zu finden.

Im Bauprojekt- und Bauprozessmanagement geht es vielmehr um eine zukunftsorientierte Ausbildung. Beispiele, wie das Masterstudium in Construction Robotics der RWTH in Aachen, dürfen nicht die Ausnahme sein. Wenn wir schon in der Ausbildung mit verstaubten Prozessen starten, wird sich das Image der Baubranche nicht sehr schnell verändern. Die Industrie versucht, mit firmeninternen Aus- und Weiterbildungsprogrammen entgegenzuwirken. Da ist es jedoch meist schon zu spät, wenn die Entscheidung zur grundlegenden Ausbildung bereits auf eine andere Berufssparte gefallen ist. Wenn ein offener Umgang zwischen Hochschulen und Branchenpartnern auf gemeinsame Forschung und Entwicklung abzielt, wird ein Arbeitsplatz in der Baubranche auch massiv an Attraktivität gewinnen.

 

 

F: Welche neuen Methoden gibt es, um die Arbeiter*innen auf dem Bau zu entlasten. Welche Lösungen stehen in den Startlöchern und welche Möglichkeiten liegen noch ferner in der Zukunft?

CH: Es gibt bereits viele spannende Lösungen, etwa Smart Glasses (Anmerkung: Datenbrillen, die Informationen im Sichtfeld des Benutzers anzeigen). Mit ihnen können Spezialisten das Baustellenpersonal aus der Ferne unterstützen und coachen. Das Fachwissen kann so einfach überregional zur Verfügung gestellt werden. Selbst Remote-Arbeitsplätze sind mit der heute verfügbaren Technologie, etwa in der Maschinensteuerung bereits möglich – natürlich immer unter Rücksichtnahme auf die örtlichen Gegebenheiten. Dass es möglich ist, einen Kran vom Boden oder gar aus größerer Distanz zu steuern, haben einige Hersteller bereits bewiesen. Der reale Blick aus einer Krankabine ist teilweise sogar limitierter, als er mittels Kameratechnik sein kann.

Der Einsatz von semi- oder sogar vollautonomer Robotertechnik wurde ebenfalls bereits in etlichen Pilotprojekten getestet. Ob in der Vermessung, der Materialdisposition oder auch im Einbau. Ich möchte jetzt nicht den Eindruck erwecken, dass demnächst Drohnen die Positionierung von Fertigteilwänden übernehmen werden oder ein Kran dies vollautonom erledigen kann. Aber die Profilierung von Böschungswinkeln, der Aushub von Drainageschächten oder die Montage von Kabeltrassen könnte auf Basis eines entsprechenden BIM-Modells bereits heute autonom erfolgen.

Ich persönlich wäre im ersten Schritt schon zufrieden, wenn wir im Rückbau, bei Bohr- und Schleifarbeiten, aber auch bei Prozessen der Bauabnahme und Dokumentation auf verfügbare Entwicklungen zurückgreifen und als Branchenstandard etablieren. Damit würden wir Gefahrenbereiche entschärfen, den Zeitaufwand unserer Mitarbeiter*innen reduzieren und ein arbeitsfreundlicheres Umfeld schaffen. Ein weiterer Faktor, um die Attraktivität der Branche zu steigern.

F: Was müssen Unternehmen in der Branche schon jetzt beachten, damit sie auch in den kommenden Jahren erfolgreich bleiben?

CH: Ein wesentlicher Faktor ist der definitive Wille, sich weiterentwickeln zu wollen. Die Branche braucht nicht„nur“ gute Bautechniker*innen, sondern auch die Mischung mit Maschinenbau, Datentechnik und IT. Ob nun im eigenen Haus oder mit den richtigen Entwicklungspartnern. Am Ende geht es natürlich immer ums Bauen, jedoch auch verstärkt um Daten, Prozesse, Maschinensteuerungen und Standards für den Datenaustausch.

Im Baumanagement müssen wir uns mittlerweile zu sehr darum kümmern zu dokumentieren, was geplant IST, was gebaut IST, was geliefert IST, warum etwas nicht nach Plan gelaufen IST, etc. Mit gewissen Datenstrukturen, den notwendigen Integrationen mittels IT-Architektur und der Bereitschaft, die Prozesse etwas anders anzugehen als in den letzten 100 Jahren, wird man bestens gerüstet sein. Ich wurde selbst vom Beginn meiner Ausbildung über meine berufliche Laufbahn darauf trainiert, wie wir mit Abweichungen umgehen.

Unbestritten eine wichtige Eigenschaft, um ein Bauprojekt erfolgreich abzuwickeln. Wir nehmen uns jedoch immer noch viel zu wenig Zeit, um darüber nachzudenken, warum es zu dieser Abweichung kam und ob der Plan nicht anders aussehen hätte sollen. Diese Auswertungen werden in Zukunft durch Systeme unterstützt und uns die Zeit geben, um Ursachen zu klären, und entsprechende Learnings für die nächste Baustelle zu ziehen. Dadurch wird man sich nicht mehr als „Feuerwehrmann, der den Brand gelöscht hat“ sondern als „Bauingenieur, der den Plan erfolgreich umgesetzt hat“ fühlen.

Wenn sich unsere Leute wieder auf das Bauen konzentrieren können, dann werden sie auch kommen, um zu bleiben. Es gibt nichts Schöneres als seiner Familie stolz sagen zu können „Bei dem Bau, war ich dabei“. Wir leisten täglich Großes für die Gesellschaft, sind ein riesiger Hebel beim Thema Nachhaltigkeit und ohne Infrastruktur ist Mobilität nicht möglich.

F: Auch wenn Innovation und Digitalisierung einen Teil des Problems lösen können, bleibt immer noch die Frage: Warum sollten sich deiner Meinung nach junge Talente für die Baubranche entscheiden?

CH: Ich denke, vieles wurde schon gesagt. Es gibt keinen besseren Job, in dem man so viel Abwechslung haben kann. Über Wohnbau, Bahnbau, Glasfaserleitungen, Tunnel, Funkmasten und Kraftwerke für erneuerbare Energie: Alles muss einmal gebaut werden. Wir werden Remote-Steuerungen einsetzen, Roboter koordinieren und mit Datenanalysen und Auswertungen den Ressourcenverbrauch minimieren. Die Themen Kreislaufwirtschaft, neue Prozesse und Methoden der Verwertung von Materialien bieten zusätzlich spannende Betätigungsfelder in der Branche. Wer will nicht dabei sein, die Zukunft zu gestalten? Über eine Vielzahl von Bauwerken, welche Bestand haben und man herzeigen kann, ist es immer wieder ein gutes Gefühl sagen zu können „Da war ich dabei“. Eine Branche mit Leidenschaft und Pioniergeist, was gibt es Besseres?

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